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ABOUT

» Their music is rooted

deeply in traditional genres 

such as Blues, Country, R&B

and Rockabilly – sometimes wild, sometimes mellow,

but always remarkable,

hot and full of passion. «

 

OFF LABEL RECORDS

  • Es gibt Songs, die haben einen langen Weg hinter sich, bis sie endlich auf einer Platte landen. Oft weiß man nicht, was ihnen unterwegs passiert ist, vielleicht wurden sie geklaut, vielleicht vergessen, versaut oder verboten.
    Manche Songs erscheinen nach so elend viel Arbeit, dass sie niemand mehr hören will, weil sie nur nach elend viel Arbeit klingen. Andere wurden auf dem Rücksitz einer schlingernden schrottreifen Karre nur so irgendwie mit einem halbkaputten Kugelschreiber auf dem Weg von einem Dorf zum Club im nächsten Kaff hingeschmiert, während der bedröhnte Schreiber ein Auge auf die gefährliche Fahrerin hatte, und am nächsten Tag wurden sie aufgenommen, gepresst und um Mitternacht Hits, die Generationen überlebten. Das ist das Schöne, dass es auf diesem Gebiet keine Spielregeln gibt. 

    Damit sind wir bei den Songs auf dieser Platte. Sie haben einen langen krummen Weg hinter sich, sie sind scheinbar vom Himmel gefallen. Vor vielen Jahren hat sie weit weg in Texas Jack Rhodes für Steve Train & His Bad Habits geschrieben. Diese Bayern, die man wegen ihrer vielen schlechten Angewohnheiten zurecht die Bad Habits nennt, dachte Jack, die sollen endlich mal was Gutes tun! Und dann warf er seine Songs in die Luft. Eine riskante Methode. Die Songs waren so lange unterwegs, bis keiner mehr glaubte, sie würden jemals bei Steve Train ankommen. Und jetzt hat´s also doch noch geklappt. Obwohl bei Jack Rhodes´ Tod 1968 noch keiner von Steve und seinen Freunden geboren war.

    Ja, es wurden schon weniger seltsame Begebenheiten zu Wundern erklärt! Hier die harten Fakten hinter dieser wahren Geschichte. Steve Train, langjähriges Mitglied des weithin geschätzten DJ-Teams Go-Go-Club, ist ein großer Jäger von Raritäten. Er sammelt Acetate, Vinyltestpressungen, die nur ein paarmal abgespielt werden können; sie dienten auch, um Songs auf die Schnelle von Radio-DJs checken zu lassen, und wenn die nicht darauf ansprangen, wurde der Song vielleicht niemals veröffentlicht… . Mit Tonbändern hatte er jedoch nie was zu tun gehabt. Bis er vor zwei Jahren entdeckte, dass man Bänder ersteigern konnte, die Jack Rhodes in seinem Studio aufgenomen hatte; der Erbe von Rhodes’ ebenso talentierten Co-Writers J.D. Fleetwood wollte den Nachlaß verkaufen. Für Steve war es eine Wundertüte. Er hatte nichtmal ein Tonbandgerät und musste alles überspielen, manches zuvor restaurieren lassen. Nur ein Teil der etwa 150 Songs war damals veröffentlicht worden, nur ein Teil war lange nach Rhodes´ Tod auf Compilations bei Ace (zusammengestellt von Rob Finnis, der auch Rhodes´ Biografie recherchiert hat) und Norton erschienen. Aus dem Stapel nie veröffentlichter Rhodes-Songs hat Steve Train für The Lost Jack Rhodes´ Tapes sechs tolle Stücke ausgesucht (plus drei, die damals erschienen, heute jedoch so gut wie vergessen sind). 

    Jack Rhodes ist einer dieser Songwriter, deren Hits viele kennen, deren Namen jedoch nicht mehr präsent sind. 1907 im Osten von Texas geboren, ging er schon mit acht von der Schule, um sich nach solider Straßenausbildung als Schwarzbrenner, Gruben- oder Hafenarbeiter zu betätigen. Rhodes war 40 und lag im Krankenhaus, als er dachte, er könnte doch Musik machen, sich eine 
    Gitarre schnappte und eine Band gründete; die nur deshalb nicht im unendlichen Archiv verschwunden ist, weil ein legendärer Singer/Songwriter eine zeitlang dabei war, Jacks Cousin Leon Payne, der mit »Lost Highway« und »I Love You Because« etwas Erfolg hatte, ehe sie mit Hank Williams und Elvis unsterbich wurden.

    Anfang der 50er interessierte sich Rhodes kaum noch für seine Band Lone Star Buddies. Wichtiger war ihm das kleine Studio geworden, das er sich im 80 Meilen von Dallas entfernten Mineola im »Trail 80 Motel« (mit Restaurant und Tankstelle) eingerichtet hatte, das er zusammen mit seiner Frau betrieb. Erst jetzt wurde er zu einem der großen »Hillbilly Poets«, dessen wahre Leidenschaft das Schreiben von Songs war. Und als talentierter Geschäftsmann interessierte ihn das Verkaufen von Songs (weswegen Kevin Coffey die schöne Bezeichnung »Songwriter / Songplacer« für ihn erfunden hat). Die Zeit war günstig, Major-Labels verpassten es, die wachsende Hillbilly/Country-Begeisterung zu bedienen, so wie sie Rhythm´n´Blues verschliefen und dann den daraus explodierenden Rockabilly/Rock´n´Roll. Kleine Labels wurden etwa so schnell gegründet wie man sich heute eine Homepage einrichtet (und wieder einstellt), es war ein Spielfeld für Glücksritter. Mit einigen wenig Aufsehen erregenden Songs auf Starday- oder Bullet-Singles knüpfte der in der Provinz steckende Rhodes Kontakte. Und bekam 1955 für »A Satisfied Mind« (mit Co-Writer Red Hayes) sein Ticket, als Porter Wagoner einen Nr.-1-Countryhit damit landete, der von Gram Parsons über Dylan bis Jonathan Richman endlos gecovert wurde und mit Cash bis Kill Bill 2 kam.

    Aber es waren weniger Country-Hits wie »Conscience I´m Guilty« (Hank Snow) oder »Silver Threads and Golden Needles« (Wanda Jackson), mit denen Steve Train seine Bad Habits rekrutieren konnte. Zu der Zeit, als Steve von den Rhodes-Bändern gepackt wurde, hatte er angefangen mit der befreundeten Band Snaaake Charmers zu proben. Diese Männer kannten natürlich die Mr.Hyde-Seite von Jack Rhodes. Der hatte mit »Satisfied Mind« einen Draht zu Capitol bekommen und so kam´s, dass sein »Woman Love« von Gene Vincent eingerockt und b-Seite von »Be-Bop-A-Lula« wurde. Der schon ältere Herr Rhodes konnte Rock´n´Roll nicht besonders leiden, erzählte seine Frau Loretta, aber als Geschäftsmann stieg er eben ein, wie viele Countrykünstler, und (co-)schrieb für den schnell hochschießenden Vincent schnell mehr. Ein schöneres Beispiel für die Geburt von Rocka- aus Hillbilly gibt´s kaum, der Hillbilly-Poet Rhodes wurde zum Rockabilly-Poet, mit Klassikern wie »Rock-n-Bones«, »Action Packed« oder »Too Many Honkytonks«.

    Und doch, der Schein trügt. Hinter diesen Erfolgen, die uns außerdem heute viel größer vorkommen als sie damals waren, stand eine Menge Alltagsarbeit, die oftmals vergeblich war, weil aus den meisten Songs nichts wurde. Wieder ein Schein, der trügt: weil der Songplacer Rhodes mit seinem schon damals lächerlichen Equipment meistens »nur« Skizzen aufnahm, um Labels einen Eindruck zu vermitteln, was man draus machen könnte. Nur selten schafften es diese rough-Sounds, die wir heute, lofi- und trash-geschult, gern original hören würden, auf eine Single, eingespielt von Musikern, die auf der Jagd nach einer ersten Chance waren (und später Rob Finnis vom großzügigen, umsichtigen Förderer Rhodes berichteten, der sie auch mal wochenlang im Motel umsonst wohnen und essen ließ). 

    Es war das Unfertige, Hingeworfene, was Steve Train reizte. Er verstand, was Rhodes gewollt hatte: man sollte was mit diesen Songs machen. Was genau, hatte er nicht festgelegt. Und die Bad Habits mit dem feinen Sänger sind natürlich viel zu gut, um sich, bei allem Respekt, von den Rhodes-Vorschlägen an eine Nostalgienummer anketten zu lassen. Niemand hätte das damals so gespielt; nur die Methode, alles an zwei Tagen live im Studio einzuspielen, würde den Alten bekannt vorkommen.

    So saß also Jack Rhodes eines Tages vor seinem Studio, schaute in den Sonnenuntergang und warf einen Stapel Songs in die Luft. Fragte sich, wo sie ankommen würden. Und ob sich dereinst irgendjemand an seinen Kram erinnern würde. Er träumte vor sich hin. Sah im Traum eine Band drüben in Germany, fast tausend Lichtjahre später. Er lachte, was für ´ne Idee! Und bei wem soll man sich denn für diese Geschichte bedanken? Ich bei Steve Train. Mit dem Wunsch, dass er seine schlechten Angewohnheiten noch viele Jahre behalten möge.

    Franz Dobler
    Autor von u.a. »Rock´n´Roll Fever« 
    und »The Beast In Me – Johnny Cash«

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